München, 11. März 2020
Offener Brief an den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München, Dieter Reiter
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Reiter,
wir wenden uns an Sie mit diesem offenen Brief, da wir aufgrund der aktuellen Situation wir als Münchener Kulturveranstalter in allergrößter Sorge sind, was das Überleben unserer vielfältigen Kulturlandschaft in München betrifft.
Erlauben Sie, uns kurz vorzustellen: Wir sind der Verband der Münchener Kulturveranstalter (VDMK e.V.) mit aktuell über 70 Mitgliedern, aus allen Bereichen des Kulturlebens in und um München.
Wir vertreten Clubs, alle Konzertveranstalter von der Klassik bis hinzu Rock und Pop, Großveranstalter (wie z.B. die Olympiapark GmbH, das Streetlife Festival, die OpenAir Kinos,…) und alle Hallenbetreiber.
Unsere Mitglieder beschäftigen mehrere tausend Mitarbeiter und organisieren 15.000 Kulturveranstaltungen mit knapp 10 Millionen Besuchern im Jahr.
Außerdem arbeiten die Mitglieder mit mehreren Dienstleistern (z.B. Sicherheitsfirmen, Technik-Firmen, Stage-Hands,…) zusammen.
Durch das Verbot von Veranstaltungen mit über 1.000 Besuchern brechen uns fest eingeplante Umsätze weg. Genauso schlimm ist aber auch die aktuelle Verunsicherung unter den Mitgliedern, Besucher*innen und Künstler*innen welche Veranstaltungen zukünftig noch stattfinden dürfen.
Deshalb haben wir folgende konkrete Fragen an Sie:
– Sind Veranstaltungen unter 1000 Besucher*innen weiterhin durchführbar?
– Gibt es Beschränkungen für Veranstaltungen von 500 bis 999 Besucher*innen?
– Können Veranstaltungen unter 500 Besucher*innen grundsätzlich durchgeführt werden?
Aus der Allgemeinverfügung des Ministeriums und der Pressekonferenz von Herrn Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder erschließen sich diese Fragen nicht eindeutig und rechtssicher.
Daher bitten wir Sie dringend als Oberbürgermeister eine Klarstellung des KVR zu veranlassen.
Gerne sind wir auch kurzfristig bereit, diese Woche uns mit Ihnen und Vertretern der Behörden zu treffen.
Wir haben uns auch schon Gedanken gemacht, wie wir die Situation für unsere Gäste, Besucher*innen und Mitarbeiter*innen so sicher wie möglich gestalten können. Gerne stellen wir Ihnen auch unsere langjährige Erfahrung und unser Know-how aus allen Sparten des Kulturlebens zur Verfügung.
Uns ist klar, dass diese extreme Situation, die es vorher in Deutschland noch nie gegeben hat, sich rasch verändern kann. Umso wichtiger ist es für uns, in einen ständigen und verbindlichen Austausch mit Ihren Behörden zu kommen, was aktuell nicht der Fall ist.
Gerne können wir die behördlichen Informationen an unsere Mitglieder weiterreichen.
Wenn diese Krise mit den Einschränkungen des Kulturlebens länger andauern sollte, fürchten alle Veranstalter*innen um ihre Existenz, was einen massiven Kahlschlag für das Münchner Kulturleben in der Zukunft bedeuten würde.
Wir richten daher noch zwei politische Bitten an Sie
1. Setzen Sie sich bitte dafür ein, dass in diesem Fall, die Veranstalter*innen (egal ob privat, städtisch bezuschusst oder städtisch) schnell und unbürokratisch Unterstützung erhalten.
b. Derzeit können nur Angestellte und Arbeitnehmer*innen das Kurzarbeitergeld beanspruchen. Wir finden es überlebenswichtig für die Vielfalt des Münchner Kulturlebens, dass auch Selbstständige, Saisonkräfte, Studenten*innen und 450 € Mitarbeiter diese Hilfen beanspruchen können, von denen zahlreiche in dieser Branche arbeiten und existenziell darauf angewiesen sind.
Uns ist bewusst, dass in diesen Tagen die Abgrenzung zwischen gebotener Vorsicht und Hysterie sehr schwierig ist. Wir sind uns unserer Verantwortung für Besucher*innen, Künstler*innen und unser Personal bewusst und stehen für sachliche und lösungsorientierte Gespräche gerne zur Verfügung.
Mit der Bitte um rasche Antwort
David Süß
Vorstandsvorsitzender VDMK e.V.